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3. Schweizer Holzindustrie-Kongress in Thun: Kreislaufwirtschaft in der Praxis

Der biologische Kreislauf macht Holz zum nachhaltigsten Baustoff. Reicht das? Nicht ganz, so das Fazit des 3. Holzindustrie-Kongresses.

Mehr als hundert Personen aus Wald und Holz folgten am 15. November der Einladung zum 3. Holzindustrie-Kongress. Sie wissen: Holz ist ein nachwachsender Rohstoff; Holz speichert, sofern stofflich genutzt, jede Menge CO2; Holz lebt, auch wenn es schlussendlich verbrannt wird, einen perfekten natürlichen Kreislauf. Trotzdem stand das Thema «welchen Beitrag kann die Holzindustrie zur Kreislaufwirtschaft leisten?» im Zentrum. Bald wurde klar, warum: Es gibt neben dem natürlichen Kreislauf auch einen technischen Kreislauf. Dann nämlich, wenn Baustoffe so lange wie möglich wiederverwendet oder wenigstens wiederverwertet werden. Dieser Kreislauf wird vielleicht eher früher als später aktuell:  Im In- und Ausland sind Gesetze in Diskussion, die eine Kreislauffähigkeit von Produkten vorschreiben. Auch kann eine Verknappung und Verteuerung der Rohstoffe die Holzbranche zur Kreislaufwirtschaft zwingen. Und schliesslich unternimmt die Konkurrenz aus dem Bereich der mineralischen Baustoffe vieles, um nachhaltiger zu werden. Kein Grund also, sich auf dem Vorteil der natürlichen Kreislauffähigkeit von Holz auszuruhen.

 

Kreativität gefragt

Wie aber Holz wiederverwenden? Daniel Müller, Bereichsleiter Bauphysik/Nachhaltigkeit und zirkuläres Bauen bei PIRMIN JUNG, sagte in seinem Referat nach dem Grusswort von Regierungsrat Christoph Ammann: «Zirkuläres Bauen beginnt bei der Planung. Wir überlegen nicht nur, wie man Holz zusammenbaut, sondern auch, wie man die Bauteile wieder voneinander trennt.» Das heisst: Möglichst lange Bauträger möglichst oft wiederholen, und vor allem: Schrauben statt Klammern. Und bei der Wiederverwendung kreativ sein: So können tragende Elemente als Nicht-tragende Stützen ein zweites Leben erhalten, wenn deren Sicherheit nicht mehr garantiert werden kann. Wenigstens in der Schweiz.

 

Kreislaufwirtschaft im Normenkorsett

In Deutschland ist das etwas anders. Ein demontierter Dachstuhl gilt bald mal als Sondermüll – einer der Stolpersteine, die in unserem Nachbarland regulatorisch erschwerend hinzukommen. Trotzdem, so sagte Markus Derix, geschäftsführender Gesellschafter der Derix GmbH, in seinem Referat, können Projekte umgesetzt werden, die in der Kreislaufwirtschaft neue Massstäbe setzen: Dazu gehört eine Verpflichtung zur Rücknahme von Baustoffen. «Product as a service» lautet die Devise, das heisst: Die Baustoffe werden quasi gemietet. Das Problem ist aber auch hier die Kosten der Demontage und Lagerung des Altholzes. Noch rechnet sich das nicht. Trotzdem: «Nachhaltiges und zirkuläres Bauen ist unverzichtbar und mit vertretbarem Aufwand umsetzbar», sagte Markus Derix, und: «Die Holzbranche sollte hier eine Vorreiterrolle übernehmen, anstatt darauf zu warten, bis andere Baustoffbranchen dies tun.»

 

Klebstoffe: Die Wissenschaft macht vorwärts

Da gibt es aber noch einen weiteren Knackpunkt: die Klebstoffe. «Sie verursachen 50% der Emissionen bei der Herstellung von Holzwerkstoffen», sagte Prof. Dr. Ingo Mayer, Studiengangleiter Master Wood Technology an der BFH Biel. Aber er vermeldete gute Neuigkeiten: Zusammen mit seinem Team hat er es geschafft, aus Rinde Zucker und Tannine herauszulösen und diese beiden Bestandteile zu einem Klebstoff zusammenzuführen, der wichtige Leistungseigenschaften erfüllt und nur halb so viel Emissionen verursacht.  «Hier sind Partner für Anwendungsversuche gesucht», sagte er. Dasselbe gilt für die Erfindung, aus Bioabfällen einen Cellulosefilm mit grosser Bindewirkung zu generieren. Das Geniale daran: Diese Bindewirkung kann auch wieder deaktiviert werden.

 

Freies Denken braucht einen freien Markt

Was ist von alledem zu halten? Die Teilnehmenden der nachfolgenden Podiumsdiskussion unter der Leitung von HIS-Direktor Michael Gautschi – neben den Referenten waren dies Roman Bühler, Leiter Holzeinkauf bei Swiss Krono AG und Nico Stanger, Europa-Referent der DACH-Verbände, sowie Voten aus dem Publikum machten klar: Grundsätzlich ist die Holzwirtschaft bezüglich Kreislaufwirtschaft gut unterwegs. «Wir sprechen nur zu wenig darüber», sagte Roman Bühler. Auch die Bauherren gelte es, in das Denken in Kreisläufen einzuführen, ergänzte Daniel Müller. Und: Normen und Verordnungen müssen raschestmöglich dem politischen Willen zur Kreislaufwirtschaft folgen. HIS-Präsident Thomas Lädrach fasste treffend zusammen: «Wir brauchen mehr Mut zur Marktwirtschaft.»

 

Auskünfte:      Michael Gautschi, Direktor Holzindustrie Schweiz, Tel. 031 350 89 89.

 

 

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